Bremen, den 10. Oktober 2025

Finanziert durch das Auswärtige Amt im Rahmen des Projekts Urban Diplomacy Exchange (UDE) fand auf Einladung der Freien Hansestadt Bremen und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städtetag der deutsch-amerikanische Mayor´s Roundtable statt. Dabei kamen in den Räumen der Handelskammer Bremen 22 Bürgermeister*innen und Bürgermeister aus Deutschland und den USA zusammen.
Als jährlicher Austausch ins Leben gerufen, knüpfte das Treffen in Bremen an den Mayor’s Roundtable in New York im Juni 2024 an, der von der Deutschen Botschaft und dem Büro des Bürgermeisters von New York City ausgerichtet worden war, sowie an frühere kleinere virtuelle und Präsenzrunden im Rahmen des Projekts Urban Diplomacy Exchange in den Jahren 2022 und 2023 und an anschließende Delegationsreisen. Beim Treffen im Oktober in Deutschland standen drei zentrale Themen im Mittelpunkt der Gespräche: bezahlbarer Wohnraum, Innovation und Wachstum sowie urbane Sicherheit bei Großsportveranstaltungen.
Moderiert wurde die Diskussion von Cathryn Clüver Ashbrook, Executive Vice President und Senior Advisor der Bertelsmann Stiftung. Sie hob die zentrale Rolle von Städten als „Seismographen“ globaler Entwicklungen sowie als Keimzellen demokratischer Widerstandsfähigkeit und Innovation hervor. In ihren einleitenden Worten betonte sie, dass Städte – durch ihre Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern und ihre Fähigkeit, Pluralismus und zivilgesellschaftlichen Dialog zu fördern – auch dann Labore der Demokratie bleiben, wenn sich nationale Rahmenbedingungen verändern:
„Sie sind Räume, in denen Herausforderungen mit pragmatischen, menschenzentrierten Lösungen begegnet wird.“
Die einleitenden Worte der Vertreterinnen und Vertreter des Auswärtigen Amtes betonten die dauerhafte transatlantische Freundschaft, die auf gemeinsamen Werten, gegenseitigen Interessen und tiefen wirtschaftlichen Verbindungen beruht. Mit über 200 Städtepartnerschaften zwischen den USA und Deutschland steht dieses Netzwerk für ein Jahrhundert der Zusammenarbeit und für ein wachsendes Engagement im Sinne der „urban diplomacy“ – der städtischen Diplomatie als Instrument der internationalen Verständigung.

Der Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen, Dr. Andreas Bovenschulte, begrüßte die Teilnehmenden und hob hervor, dass kommunale Führung eine zentrale Rolle bei der Sicherung der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger spielt. Er bekräftigte, dass Städte gemeinsam die Verantwortung tragen, ein gutes Leben und eine vielversprechende Zukunft für ihre Bevölkerung zu gestalten – auf der Grundlage einer starken Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und lokaler Industrie.
Thema I: Bezahlbarer Wohnraum
Städte in Deutschland und den USA stehen gleichermaßen vor der Herausforderung, sicheren und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, der sozial durchmischt und nachhaltig ist. Diskutiert wurden Strategien wie die Umwandlung bestehender Flächen (Industrie- oder Büroareale) in Wohngebiete, soziale Wohnungsbauprogramme und neue Finanzierungsmodelle.
- Hannover verfolgt mit seinem „Wohnkonzept 2013“ eine langfristige Strategie, bei der rund 30 % des Neubaus preisgebunden sind und Nachhaltigkeit im Fokus steht.
- Kansas City setzt auf Prävention von Zwangsräumungen durch städtische Fonds und Partnerschaften, um Menschen in ihren Wohnungen zu halten.
- Herausforderungen sind hohe Baukosten, Fachkräftemangel, regulatorische Hürden und unflexible Bauvorschriften.
Alle Teilnehmenden betonten, dass Wohnraum eng mit Infrastruktur, Mobilität und Arbeitsmarkt verknüpft ist. Kooperation zwischen Städten, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sei entscheidend, um lebenswerte und sozial gerechte Gemeinschaften zu fördern.
Thema II: Innovation und Wachstum
Im zweiten Themenblock ging es um die Frage, wie Städte wirtschaftlich dynamisch und innovativ bleiben können – insbesondere bei demografischem Wandel und Fachkräftemangel.
- Palo Alto setzt auf technologische Innovation und Klimaschutz durch Kooperationen, etwa mit Tesla.
- Heidelberg versteht sich als Wissens- und Forschungsstadt, die Bildung von frühkindlicher Förderung bis zur Universität systematisch vernetzt. Bürgermeister Würzner warnte vor „Brain Drain“ und forderte stärkere Unterstützung durch Bund und Länder.
- Weitere Städte wie Aachen und Rostock betonten die Bedeutung von Netzwerken zwischen Universitäten, Verwaltung und Wirtschaft sowie von internationalen Kooperationen für kleine und mittlere Unternehmen.
Städte gelten als Motoren für gesellschaftliche und wirtschaftliche Erneuerung. Innovation erfordert Mut, langfristige Planung und Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft.
Thema III: Sicherheit bei Großsportveranstaltungen
Im dritten Teil wurden die Sicherheits- und Organisationsanforderungen großer Sportereignisse wie der Olympischen Spiele in Los Angeles oder internationaler Turniere in Deutschland behandelt.
- Solche Veranstaltungen bringen Chancen für Wirtschaft und Gemeinschaftsgefühl, erfordern jedoch präzise Krisenplanung in Bereichen wie Cybersecurity, Terrorabwehr und Katastrophenschutz.
- Das Beispiel Los Angeles zeigte, wie nachhaltige Konzepte – etwa ein „No-Build“-Ansatz mit bestehenden Stadien – Kosten und Umweltbelastung reduzieren können.
- Vernetzte Mobilitätssysteme und Echtzeit-Kommunikation wurden als Best Practices genannt.
- Teilnehmer empfahlen, große Events über mehrere Städte zu verteilen, um finanzielle und sicherheitsbezogene Risiken zu verringern.
Abschließend betonten alle, dass solche Ereignisse auch eine Chance bieten, demokratische Werte, Offenheit und Inklusion international sichtbar zu machen.
In seinem Abschlussstatement betonte Bremens Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte, dass der wahre Maßstab für Erfolg nicht in der Größe einer Stadt oder der Zahl ihrer Start-ups liege, sondern in der Qualität des Austauschs und des gegenseitigen Lernens zwischen den Kommunen. Er bekräftigte den bleibenden Wert der kommunalen Selbstverwaltung und die Fähigkeit der Städte, spürbare Verbesserungen im Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger zu bewirken.
Der Mayor’s Round Table endete mit dem gemeinsamen Bekenntnis, die transatlantische Zusammenarbeit zwischen Städten weiter zu vertiefen und den Austausch bewährter Praktiken zu Themen fortzusetzen, die die Zukunft urbaner Räume prägen. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Städte nicht nur Verwaltungseinheiten, sondern kraftvolle, inklusive und lebenswerte Gemeinschaften sind – widerstandsfähig, innovativ und zutiefst demokratisch in ihrem Bestreben, Chancen, Würde und Wohlstand für alle Einwohnerinnen und Einwohner zu gewährleisten.
